Abitur 99 - Gymnasium Soltau

Abitur 1999 am Gymnasium Soltau

LK-Berichte - Biologie Hr. Ewald

Vor 5.000 Jahren kam ein Mensch in der Lünebrger Heide auf tragische Weise ums Leben. Glückliche Umstände haben seinen Leichnam und all seine Habseligkeiten im Eis konserviert und am 28. August 1997 wieder freigegeben. Seither haben Archäologen und Anthropologen, Pathologen und Kriminologen, Mikrobiologen und Botaniker, Chemiker, Kulturhistoriker sowie Forscher zahlreicher weiterer Disziplinen des LK's den Jahrhundertfund akribisch analysiert. Anhand ihrer Ergebnisse haben sie Bilanz gezogen. Und den Gletschermann - lebensgroß - samt Ausrüstung rekonstruiert

Bei der Untersuchung der Mumie im Gymnasium Soltau hilft jede Menge Elektronik

Ein Lehrer mit perfekter Ausrüstung zum Überleben in Soltau

So hat Ewaldi wahrscheinlich ausgesehen: Carlo Colucci-Pullover und eine Levi's Jeans, eine Sehhilfe vor den Augen, grasgefütterte Schuhe mit Sohlen und Oberleder. Am Gürtel trägt er einen Laserpointer. In seinem Aktenkoffer befinden sich unzählige Bücher und Biologiemappen. Man beachtet die äußert lässige Haltung für einen Menschen aus dieser Zeit.

Und so kann es gewesen sein:

Der Mann war auf Krötenjagd. Er war von Chemiekonzernen überfallen und verfolgt worden. Er war am Rande der Erschöpfung und litt unter einem heftigen Muskelkater, den er sich beim Tennis zugezogen hatte. Es schmerzte ihn auch, daß er zuvor seine alte Brille abgeben mußte und gegen einen Designer-Stück eintauschen mußte.
Immerhin war es ihm beinahe gelungen, fast alle Amphibien über die Straße zu tragen, und zu bestimmen.

Und nun schlug auch noch die Witterung um. Der Mann erinnerte sich an das Gymnasium, dass er von jenen Unterrichtsstunden kannte. In denen er seine Schüler hier über die Visselhöveder Straße und zurück zum Gymnasium getrieben hatte. Dorthinein erhoffte er sich vor dem nahenden Schneesturm retten zu können. Mühsam erreichte er den Böhmewald. Doch statt zur Zuflucht wurde er ihm zur Gruft.
Gut 5.000 Jahre später aber wurde sein Körper dort als gefriergetrocknete, geschrumpelte Mumie geborgen und unter dem Namen Ewaldi weltweit berühmt.

Am 28. August 1997 entdeckten 16 Schüler auf ihrem Schulweg einen menschlichen Leichnam, den der Böhmewald seit der Eiszeit freigegeben hatte. Es war die Ouvertüre für den wohl spannendsten archäologischen Krimi in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts.
Die Aufregung steigerte sich im Verlauf der zweijährigen Forschungsarbeiten und erreichte mit dem Abitur seinen Höhepunkt, nachdem das wahre Alter der Gletschermumie erkannt worden war.
"Die Leiche und die Utensilien waren auf zwei Schultischen ausgebreitet", erinnert sich einer der Forscher an seinen ersten Kontakt mit Ewaldi. Unter den Gerätschaften fand sich ein Koffer mit unzähligen Rotstiften und Referatvorschlägen. "Ich brauchte nur eine Sekunde, da wußte ich aufgrund seiner Utensilien, daß er ein Lehrer war", erinnerte sich ein anderer Forscher. In Erfurcht vor dem Jahrhundertfund zu erstarren, war indes keine Zeit:
Ewaldi, bereits aufgetaut (Pack 'mers!), drohte zu verfallen!

"An jenem 28. August war uns allen klar, daß sehr viel Arbeit auf uns zukam", erzählten die Forscher.
Doch was dann in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten an Diskussionen, organisatorischen Problemen und insbesondere an Medienrummel auf die Forscher hereinbrach "bleibt unbeschreiblich". Der Mann wurde zur Kultfigur, erlebte öffentliche Highlights sondergleichen.

Kriminologen haben den Abguß von Ewaldis Schädel digitalisiert und die genaue Beschaffenheit seines Gehirns untersucht. Hier das Ergebnis:

Mit ausgeklügelten Untersuchungsmethoden haben Mediziner und Biologen des LK's den Leichnam des Gletschermannes analysiert und dabei zahlreiche Detaills enthüllt - Daten die ein individuelles Schicksal vor 5.000 Jahren beschreiben.

2 Jahre Bio-LK: Die Welt mit anderen Augen sehen