Kursfahrten
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An einem trüben Septemberabend trafen sich vor der Aula des Gymnasium Soltau 38 kulturbeflissene Schüler und zwei ebenso motivierte Organisatoren (!), die allesamt nur eine Destination vor Augen hatten LONDON.
Die Fahrt gestaltete sich als eine aufreibende Nervenprobe. Wann würden wir unser Ziel erreichen. Wann würden unsere Füße den heiligen Boden der Europäischen Insel betreten? All diese Ungewißheiten raubten uns den Schlaf. Welche andere Zuflucht blieb uns als Wein, Weib und Gesang?
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Unzählige Kartenspiele später liefen wir in Calais ein, wo uns ein mißtrauischer Zöllner beschnüffelte. Doch auch als wir schließlich in England bei strahlendem Sonnenschein ankamen, fieberten wir nur der Ankunft im vielgepriesenen Hotel entgegen...
Welch eine Augenweide leuchtete uns entgegen, als wir uns dem "Generator" näherten! Wir bekamen größtenteils Viererzimmer, wo immerhin drei der vier Koffer unterzubringen waren und zwei Personen im ausgeatmeten Zustand aneinander vorbeipaßten. Daß unsere Fahrt perfekt organisiert war, merkten wir sogleich, als wir unsere U-Bahn-Wochenkarten kaufen wollten: Kaum daß wir nach nur 35 (in Worten: fünfunddreißig) Minuten Wartezeit bis zum Schalter vorgedrungen waren, gab der ticket-counter seinen Geist auf. Eine aufreibende Odyssee bescherte uns schließlich die ersehnten Papierschnipsel. Den restlichen Sonntagnachmittag verbrachten wir am speakers' corner und mit ein wenig wohlverdientem "Landgang". Das einzig Dumme ist, daß sich nicht allzuviele an diesen ersten Abend in London erinnern können.
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Das Overkill-Kulturprogramm am nächsten Tag erwischte einige dann auch auf dem falschen Fuß. In rascher Aufeinanderfolge besuchten wir Trafalgar Square, Horse Guards, Buckingham Palace, Green Park, Westminster Abbey (das wir gerne auch von innen gesehen hätten), die National Gallery und Harrods, mit anderen Worten: Wir benahmen uns wie Touristen. Ab diesem Tag gestalteten sich die Abendaktivitäten allerdings recht vielfältig; während einige in ein regelrechtes Fieber für die 70er Jahre verfielen, begingen andere die Renaissance im Globe-Theatre.
Doch erst der Dienstag brachte uns den absoluten Kulturschock. Innerhalb von drei Stunden durchliefen wir das British Museum, um dann nachmittags den vielgerühmten Tower zu besichtigen. Dort kamen vor allen Dingen die Freunde des Mittelalters, der Architektur und der Anatomie auf ihre Kosten.
Bei leichtem Regen humpelten und schlichen alle zurück zum Hotel, um ihre wunden Füße zu schonen. Nur die ganz Unternehmungslustigen machten sich noch einmal auf in die City und in verschiedene Supermärkte. |
Die Ernährung stellte nämlich eins der größten Probleme in der britischen Metropole dar; an den letzten beiden Tagen mußte selbst das günstige fast-food dem Genuß von original englischem Toastbrot (ungetoastet) und preiswertem Mineralwasser weichen.
Am schlimmsten traf es jedoch die Shakespeare-Liebhaber: Zwei Stunden stand man sich als groundling im Globe-Theatre die Füße platt. Ein unvergeßlicher Abend mit authentischen Requisiten und einer hervorragenden schauspielerischen Leistung, die das taube Gefühl in den Füßen fast (aber auch nur fast) wettmachten. Aber letztlich war die Begeisterung genauso groß wie bei denjenigen, die das "Saturday Night Fever" bekamen. |
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Erwartungsfroh schleppten wir uns am nächsten Morgen zum Frühstück. Die allmorgendliche Lagebesprechung gab uns Madame Tussaud's oder wahlweise den Rock Circus als Tagesziel vor; nachmittags sollten dann die Docklands an der Reihe sein.
Eine Vielfalt von täuschend echt modellierten Gesichtern und so manche Kuriosität, wie z.B. ein rollercoaster-ride, aber auch der Trip in die stylischen Docklands wurde zu einem adventure: Als endlich alle an der Station Crossharbour angelangt waren, fuhren die ersten schon wieder... Die ersehnte Info-Box hatte vorläufig (!) bis zum Jahr 2000 geschlossen. So traten wir den Rückweg an - standesgemäß in einem der Londoner Doppeldecker. Den Abend verlebten die meisten in den Pubs Londons.
Der Donnerstagmorgen enthüllte die traurigen Überreste der letzten anstrengenden Nacht: Bleiche, hohläugige Gestalten packten zwischen Frühstück und Dusche ihre Koffer.
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An diesem Tag war nur noch Camden Market abzuhaken. Eine Aufgabe, die man als routinierter London-Tourist selbst im Halbschlaf erledigt. Man verbrachte den Tag damit, englischsprechende Eingeborene aufzustöbern, weil man sonst auch nach Hamburg hätte fahren können...
Die Heimreise verlief ereignislos und in seligem Schlummer, und beim nächsten Morgengrauen, am 11.September, befanden wir uns wieder in heimischen Gefilden... |
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